Der rasante Fortschritt der künstlichen Intelligenz bietet zweifellos zahlreiche Vorteile. Arbeitsprozesse werden effizienter, schneller und oft qualitativ hochwertiger. Wer die Möglichkeiten der KI versteht und gezielt einsetzt, kann erheblich profitieren – sei es durch Tools wie ChatGPT oder spezialisierte KI-Bots, die in Bereichen wie Personalwesen, Rechnungswesen oder Marketing zum Einsatz kommen, etwa von Anbietern wie Sintra. Diese Innovationen revolutionieren die Arbeitswelt und heben die Produktivität auf ein neues Niveau.
Doch während wir uns an die neuen Möglichkeiten anpassen, entsteht eine tiefere Herausforderung: die Frage nach der Bedeutung der menschlichen Intelligenz. Mit der Zunahme von KI-gestützten Prozessen werden Unternehmen zwangsläufig überdenken, welche Stellen und Mitarbeiter tatsächlich noch unverzichtbar sind. Das Bewusstsein, dass unsere eigene Intelligenz und Kreativität zunehmend durch KI ersetzt wird, weckt Unsicherheiten und entfacht den Konkurrenzkampf.
Für viele wird das zur Quelle von Stress. Wer mit der Digitalisierung nicht Schritt hält, fühlt sich schnell abgehängt. Das drängt nicht nur die individuelle Psyche, sondern auch das kollektive Selbstwertgefühl in eine neue, ungewohnte Rolle. Wie werden wir in einer Welt bestehen, in der kognitive Fähigkeiten immer weniger gefragt scheinen? Diese Frage wird für unsere mentale Gesundheit in den kommenden Jahren zentral sein.
Selbstwertgefühl im Wandel der KI
Besonders in einer Gesellschaft wie der Schweiz, in der sich viele Menschen stark über ihre Arbeit definieren, spielt das Selbstwertgefühl eine entscheidende Rolle. Unsere ausgeprägte Feedback-Kultur zeigt, wie wichtig uns Rückmeldungen und Anerkennung sind. Wenn wir ein Konzept erstellen oder kreative Ideen entwickeln, erwarten wir Feedback, das unser Selbstvertrauen stärkt und unser Selbstwertgefühl hebt. Doch was passiert, wenn diese Leistungen zunehmend von künstlicher Intelligenz übernommen werden?
Wenn KI für uns Konzepte schreibt, E-Mails verfasst und Prozesse definiert, fehlt der direkte Bezug zu unserer eigenen Kreativität und unserem Wissen. Wir spüren, dass die Arbeit nicht vollständig von uns selbst stammt. Auch wenn wir noch Feedback erhalten, könnte dieses zunehmend weniger bedeutsam erscheinen, weil wir wissen, dass die eigentliche Leistung von einem Prozessor erbracht wurde. Dies könnte langfristig unser Selbstwertgefühl beeinträchtigen, da die Anerkennung nicht mehr direkt mit unserer eigenen Anstrengung und unserem Können verbunden ist.
Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie sich der Einsatz von KI auf unsere Aus- und Weiterbildung auswirkt. Wenn wir weniger Gelegenheit haben, unser Wissen aktiv anzuwenden, weil KI-Systeme über noch umfassenderes Wissen verfügen, könnte das unser Vertrauen in unsere eigenen Fähigkeiten schwächen. Der innere Antrieb, Neues zu lernen und eigenständig Probleme zu lösen, könnte abnehmen, was wiederum negative Auswirkungen auf unser Selbstwertgefühl haben könnte.
Zukunftsaussichten: Effizienz oder Lebensqualität?
Die tiefgreifenden Veränderungen, die durch KI ausgelöst werden, stellen nicht nur Arbeitnehmer, sondern auch Arbeitgeber vor entscheidende Fragen. In einer materialistischen und wirtschaftlich orientierten Gesellschaft, wie wir sie in der Schweiz erleben, besteht die Gefahr, dass diese technologischen Fortschritte primär dazu genutzt werden, die Produktivität weiter zu maximieren. Die beschleunigte Arbeitsweise könnte dazu führen, dass von den Angestellten noch mehr erwartet wird – schnellere Antworten, mehr Entscheidungen in kürzerer Zeit, ständige Erreichbarkeit. Dies könnte die Belastung der Arbeitnehmer enorm erhöhen und den Stresspegel weiter ansteigen lassen.
Doch es gibt auch eine andere Möglichkeit. Effizienteres Arbeiten durch KI könnte uns erlauben, die Arbeitszeit, sprich Präsenzzeit, zu reduzieren und dadurch die Lebensqualität zu steigern. Dabei kommen Themen wie flexible Arbeitszeiten und Homeoffice zum Vorschein. Unternehmen könnten sich vermehrt dem Output der Angestellten zuwenden, anstatt auf Präsenzzeit zu setzen. So könnte man kompetente Angestellte motivieren und ihnen ermöglichen, mehr Zeit für Familie, Freunde, Hobbys und Erholung zu haben. Ihr Stresslevel würde automatisch reduziert werden und die Zufriedenheit und das Commitment zum Arbeitgeber würde ebenfalls wachsen.
In einer Zeit, in der junge Menschen zunehmend den Sinn des Lebens hinterfragen und mehr Wert auf Ausgeglichenheit zwischen Arbeit und Freizeit legen, könnte hier eine Win-Win-Situation entstehen. Ich erachte es jedoch auch als wichtig, dass Angestellte im Gegenzug mehr Verantwortung für sich selbst übernehmen. Den angesprochenen psychologischen Gefahren der Digitalisierung, sprich der Ergänzung durch KI, sollte aktiv entgegengetreten werden. Die Bedürftigkeit nach externem Feedback sollte durch einen gesunden Umgang mit sich selbst ausgeglichen werden. Auch deshalb bin ich überzeugt, dass die Nachfrage nach psychologischer Unterstützung wachsen wird und dass meine Funktion als Mentalcoach immer mehr gefragt sein wird.
Unabhängig von meiner Rolle als Mentalcoach wird man sich so oder so intensiver mit sich selbst beschäftigen müssen, weil die Lösung stets in einem drinsteckt – nicht in einem Computerchip!