Meditation ist ein Thema, das immer mehr an Bedeutung gewinnt. Besonders in unserer Gesellschaft, die von Leistung, Effizienz und wirtschaftlichem Denken geprägt ist, wird der Wert von Achtsamkeit und innerer Ruhe oft unterschätzt. Ich möchte hier ausführen, warum Meditation ein unglaublich wertvolles Tool ist, das uns hilft, den Lärm um uns herum zu überwinden und wieder zu uns selbst zu finden.
Konditionierung und ihre Auswirkungen auf unser Leben
Als wir als Babys auf die Welt kamen, waren wir eins mit der Existenz. Alles war neu, unvoreingenommen. Wir waren völlig unschuldig und frei von Gedanken. In dieser Phase völliger Abhängigkeit waren wir auf die bedingungslose Fürsorge unserer Eltern angewiesen. Aus dieser Dynamik entsteht die Erziehung, unsere erste Konditionierung, die uns prägt, noch bevor wir in der Lage sind, eigene Entscheidungen zu treffen. Unsere Eltern, ob wir wollen oder nicht, sind die ersten, die unseren Lebensweg formen. Sie entscheiden, wie wir aufwachsen und welche Werte uns vermittelt werden. Nebst all den positiven Aspekten der Erziehung möchte ich einen kritischen Punkt ansprechen: Haben unsere Eltern ihre eigenen inneren Konflikte wirklich gelöst, oder wurden diese unbewusst auf uns übertragen? Diese Frage ist von Bedeutung, da sie oft den Ursprung vieler mentaler Blockaden erklärt, mit denen wir im Laufe unseres Lebens konfrontiert sind.
Die Gefahr des Overthinking
Neben der elterlichen Konditionierung spielen auch das Schulsystem und die Gesellschaft eine Rolle. Darin werden wir auf bestimmte Weisen sozialisiert und darauf getrimmt, wie wir uns zu verhalten haben, um als erfolgreich zu gelten. Das ist nicht negativ zu sehen, ganz im Gegenteil – wir leben in einer privilegierten Gesellschaft, in der Werte wie Zusammenarbeit, Fürsorge und Leistung wichtig sind. Aber was passiert, wenn wir uns zu sehr auf den Verstand (das Denken) und die Leistung fokussieren? Wir verlieren die Verbindung zu uns selbst. Oft geraten wir in den Strudel von Stress, Erwartungen und Perfektionismus, der in der Schweiz weit verbreitet ist. Der Begriff „Overthinking“ ist nicht ohne Grund so geläufig – wir neigen dazu, zu viel zu denken und uns dadurch zu blockieren.
In der Businesswelt geht es oft um Rollen, Hierarchien und Erwartungen, die uns klar vorgegeben werden. Abweichungen vom Normverhalten werden häufig negativ interpretiert, weshalb viele von uns dazu tendieren, Konflikte zu vermeiden, um keine Probleme zu bekommen. Das Resultat ist, dass wir uns häufig in Situationen wiederfinden, in denen wir ein inneres Gefühl haben, dass wir anders handeln sollten, es jedoch nicht tun. Diese innere Stimme – unser Bauchgefühl – bleibt oft unerhört, weil die Konditionierung so stark ist. Diese Erkenntnis sollte nicht rein negativ wahrgenommen werden. Denn die Gesellschaft bietet unglaublich viele Chancen, sei es durch Freundschaften, persönliche Weiterentwicklung oder beruflichen Erfolg. Ich bin jedoch der Meinung, dass unser Bauchgefühl oft richtig liegt, weil es viel bewusster und weniger von der Konditionierung des Verstandes beeinflusst wird. Und mal ehrlich – das weiss nicht nur der Rapper Sido (in seinem Song ‘Herz’), sondern wir alle!
Was Meditation uns lehrt
An diesem Punkt setzt die Meditation an. Sie hilft uns, wieder zu uns selbst zu finden. Ich persönlich bin durch den Sport, insbesondere durch meine Erfahrung im Hockey, auf die Bedeutung der Achtsamkeit gestossen. Im Sport gibt es nichts Schöneres, als vollkommen im Moment zu sein – frei von ablenkenden Gedanken, völlig im Hier und Jetzt. Wenn man im Flow ist, hat man die perfekte Balance zwischen Anspannung und Gelassenheit gefunden und bewegt sich frei von Gedanken. Dieser Zustand fühlt sich wie eine Art Meditation unter Anspannung an. In diesem Moment kann man seine bestmögliche Leistung abrufen oder bewusst an sich arbeiten, sei es im Spiel oder im Training. Ich wünschte, ich hätte diese Erkenntnis schon in jungen Jahren gehabt. Damals war ich allerdings noch zu sehr mit meiner eigenen Konditionierung beschäftigt.
Meditation im Coaching
In meiner Arbeit als Mentalcoach sind viele Tools darauf ausgelegt, diesen Zustand zu fördern. Es geht darum, Gedanken zu kontrollieren, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und weniger kopflastig zu sein. Das führt nicht nur im Sport, sondern auch im Berufsleben zu mehr Resilienz.
Meditation ist im Grunde nichts anderes als das Zurückkehren zu diesem Zustand der Achtsamkeit und des inneren Friedens. Sie erinnert uns daran, dass wir als unschuldiges Baby in einem Zustand der reinen Wahrnehmung auf die Welt gekommen sind.
Wer sich mit dem Thema Meditation beschäftigt, wird unweigerlich auf die folgenden vier Stufen stossen:
- Stufe 1: Fokus auf den Körper (z.B. Autogenes Training)
- Stufe 2: Fokus auf Gedanken (Beobachten)
- Stufe 3: Fokus auf Gefühle und Emotionen (Bewusst werden)
- Stufe 4: Bewusstheit über Bewusstsein – Harmonie in der Stille
Für mich ist es klar: Mentalcoaching, sei es im Sport oder im Business, dreht sich immer darum, unsere Resilienz zu stärken und unsere innere Ruhe zu fördern. Diese Ruhe hilft uns, in stressigen Situationen fokussiert zu bleiben und Herausforderungen mit einem klaren Kopf zu begegnen. Letztlich geht es darum, das Gleichgewicht zwischen innerer Gelassenheit und äusseren Anforderungen zu finden. Und genau das kann Meditation bieten – den Raum, um sich selbst wiederzufinden und den Lärm der Welt auszublenden.